Am Ziel
 Leichtathletik: Deutsche Junioren-Meisterschaften

Am Ziel

Vest, 27.07.2008, Sven Krause
Recklinghäuserin sprintet im Trikot des TV Gladbeck zu zwei Bronzemedaillen über 100 und 200 Meter. Danach vergisst sie ihre Scheu vor der Kamera und plaudert einfach munter drauf los.
 
Recklinghausen. Christina Haack ist eine intelligente, zielstrebige Frau von 21-Jahren. Eine erfolgreiche Sportlerin, die auf der Tartanbahn ihre Gefühle in der Vergangenheit sehr genau zu dosieren wusste. Nach ihren bronzenen Finalrennen über 100 und 200 Meter bei den Juniorenmeisterschaften glich sie eher einem ungebändigten Fohlen. Wild, vollgepackt mit Glückshormonen und voll Freude an ihrem Sport.

So sprudelte es nach ihrem Sprint zur Bronzemedaille über 100 Meter im einsetzenden Regen am späten Samstag aus ihr nur so heraus. „Eigentlich wollte ich bis zehn Minuten vor dem Start gar nicht antreten. Zum Glück habe ich mich doch durchgerungen.”

Christina Haack Foto: WAZ, Mike Röser (WAZ)
Christina Haack
Foto: WAZ, Mike Röser

Zum Glück für den TV Gladbeck, für den die Recklinghäuserin seit Anfang 2008 startet, und zum Glück für Recklinghausen. Ohne Haack wären die Gastgeber der Juniorenmeisterschaften ohne Medaille geblieben. Aber zum Glück präsentierte sich die 400-Meter-Spezialistin hellwach und in einer guten Verfassung. Nur nicht am Start. „Ach ja. Für eine Langsprinterin war der Start schon okay. Aber ich weiß, dass ich da immer viel Zeit liegen lasse.”

So schlecht der Start war, so bärenstark präsentierte sie sich auf den entscheidenden Metern. Dort schnappte sie über 100 Meter Vereinskollegin Katharina Zenker die Bronzemedaille in 11,89 Sekunden vor der Nase weg. „Das nimmt mir die Katharina aber nicht übel. Dafür verstehen wir uns zu gut”, ging die Plauderstunde von Haack nach dem Finale vor den Kameras eines regionales Fernsehsenders munter weiter.

Der hätte auch am Sonntag wunderbare Szenen und Sätze von Haack einfangen können. Die lieferte selber die Vorlage für die nächsten ausgelassenen Feierlichkeiten auf ihrer Tartanbahn, auf der sie vier Jahre lang beim RLC trainiert hatte. Souverän stürmte sie ins Finale über 200 Meter. Genauso souverän verpasste sie in diesem wieder den Start. So musste sie auf der Zielgeraden richtig den Turbo einschalten, damit sie zumindest den Bronzerang hinter Anja Wackershauser (Kirchheim) und Diana Webert (Halle) ergatterte. „Ja, ich weiß. Der Start war wieder nicht so toll. Doch auf mein Finish kann ich mich verlassen.” Schon stürmte sie ein paar Meter in die Kurve. Weg von den Journalisten und Gratulanten. Für ein paar Sekunden alleine sein, die Gedanken ordnen.

Dann kam sie zurück und für ein paar Sekunden war sie wieder die alte. Charmant, erfolgreich und immer um ein bisschen mehr Ruhe vor der Öffentlichkeit bemüht als andere. „Bitte jetzt keine weiteren Fragen. Ich muss doch gleich noch Staffel laufen.”

Die Vorbereitung darauf übernahm Coach Heiner Preute indem er erst einmal die heißgelaufene Muskulatur und das ebenso kochende Innenleben seiner Athletin herunterkühlte. Damit sich sein erfolgreichsten Fohlen bloß nicht verletzt und sich seine frischgewonnene Leichtigkeit bewahrt. Denn die steht ihr mindestens genausogut wie die beiden Bronzemedaillen.

 

Schlechte Wechsel
Nicht überall lief es rund für Christina Haack.
So sehr sie sich um Konzentration nach den 200 Metern für die Sprintstaffel bemühte, so sehr war bei den Wechseln des TV der Wurm drin. Am Ende gab es Rang fünf.