Junioren-DM in Recklinghausen

Keine Vergleiche, bitteKeine Vergleiche, bitte

Vest, 11.07.2008, Sven Krause
 
 
Diskuswerfer Martin Wierig ist einer, der die großen Fußstapfen eines Lars Riedel ausfüllen kann. Der 21-jährige Magdebujrger ist U 23-Europameister und sicherer Goldkandidat in Recklinghausen
 
Recklinghausen. Zwei Meter groß, 115 Kilo schwer. Mit einer Spannweite von gut zwei Metern und einer Schuhgröße, die in die Nähe der Marke Riesentreter kommt – rein äußerlich bringt Diskuswerfer Martin Wierig vom SC Magdeburg alles mit, um in die großen Fußstapfen von Lars Riedel und Michael Möllenbeck zu treten. Ganz nebenbei ist er zudem einer der sichersten Goldmedaillentipps bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Recklinghausen am 26. und 27. Juli.

Wobei der Vergleich mit dem fünffachen Weltmeister und Olympiasieger Lars Riedel Wierig noch nicht recht ist. „Lars Riedel war ein Jahrzehnt lang das Aushängeschild der Deutschen Leichtathletik. Soweit bin ich noch lange nicht.”

Dabei weist die Erfolgsliste des 21-Jährigen bereits die ersten Höhepunkte auf. Bei der U 18-WM in Peking vor zwei Jahren holte er die Bronzemedaille und sicherte sich 2007 im ungarischen Debresczen den Titel eines U 23-Europameisters. In dieser Saison durfte der Magdeburger lange am Ticket für die Olympischen Spiele schnuppern. Bis auf 63,09 Meter schleuderte der Schützling von Coach Armin Lemme den Diskus. Weit, aber noch nicht weit genug. 64,50 Meter waren als Norm gefordert. 2008 noch zu viel. Dennoch ist der Coach zufrieden. „Martin hat sich um gut drei Meter gesteigert. Damit ist er im Soll. Außerdem hat er bisher genau die Entwicklung genommen, die auch ein Robert Harting durchlaufen hat.”

Stichwort Harting. Kein schlechtes, wenn es ums Diskuswerfen in der Nach-Riedelära geht. Bis auf 68,65 Meter hat der Neubrandenburger die Scheibe dieses Jahr geworfen. Wie Wierig hat auch der drei Jahre ältere Harting eine Medaille bei einer U 18-WM geholt und Gold bei der U 23-EM gewonnen. Dementsprechend gab es zuletzt oft Geschichten über das neue Diskus-Duo, das in die Fußstapfen von Riedel und Möllenbeck treten soll. Wierig mag auch diese Geschichten nicht. „Der Robert und ich sind zwei verschiedene Typen. Er ist drei Jahre älter und dementsprechend weiter. Außerdem kommt er eher über die Kraft. Ich habe meine Stärken in der Schnellkraft.”

Diese verdankt der Magdeburger seiner Grundausbildung beim SC Magdeburg und auf dem Sportgymnasium in Madgeburg. Trotz seiner Größe hat er lange Jahre auch Sprint und Weitsprung trainiert. „Ich bin heute noch ziemlich flink. Das kommt mir beim Diskuswerfen entgegen.”

Doch Schnellkraft ist nicht alles. Damit die zwei Kilo schwere Scheibe noch weiter fliegt, stemmt Wierig drei bis vier Mal in der Woche tonnenweise Eisen. Im Bankdrücken ist er bei einer Bestleistung von 150 Kilogramm angekommen. „So 30 bis 40 Kilo sollten da noch drauf. Lars Riedel hatte 235 Kilo als Bestleistung. Das werde ich nicht schaffen. Dennoch macht ihm die Statistik Mut. Maximalkraft ist im Diskuswerfen nicht alles. Es gibt viele Weltklassewerfer, die auch 180 Kilo im Bankdrücken stemmen und den Diskus auf 68 Meter werfen.

Diese Weitenbereiche hat sich der angehende Polizeimeister als Ziel gesetzt. „Dabei ist die Ausbildung bei der Bundespolizei in Cottbus für mich ein Glücksfall. Sie dauert dreieinhalb Jahre und läuft nur von September bis Weihnachten. Den Rest des Jahres kann ich voll trainieren. Und selbst in Cottbus bleibt mir noch Zeit zum Training.”

Acht bis zehn Einheiten absolviert Wierig in Magdeburg. Dazu steht fast jedes Wochenende ein Wettkampf an. An diesem Samstag geht es zu einem Meeting nach Tanger. Vergangene Woche war er bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg. Am 25. Juli reist er in Recklinghausen an. „Abends werde ich noch laufen. Den Diskus fasse ich erst wieder im Stadion an.” So hat es Wierig in diesem Jahr immer gehalten. „Ich hoffe, dass ich in Recklinghausen meinen Titel verteidige. Wenn ich meine Leistung bringe, dann sollte ich gewinnen.” So spricht einer, der auf dem besten Weg ist die großen Fußstapfen eines Lars Riedel auszufüllen.