Eine große Sache
 
DM-Countdown, Teil 16

Eine große Sache

Vest, 23.06.2008, Andreas Rorowski
 
1994 wurde Frank Busemann Deutscher Junioren-meister über 110m Hürden. Ein Jahr später leitete er mit dem Zehnkampf-Sieg von Ulm die „Busemania" ein.
 
Recklinghausen. Er kennt die ganze Palette der Wettkampfhierachie: von Kreis- bis zu Weltmeisterschaften; Olympische Spiele inklusive. Und natürlich weiß Frank Busemann, dass Deutsche Junioren-Meisterschaften in der Karriere eines Athleten mitunter nur ein Abschnitt sind. „Aber in der betreffenden Phase ist eine DM-Teilnahme für jeden Junioren-Sportler schon was richtig Gutes.” So viel zum Stellenwert der Titelkämpfe, die aus Sicht des früheren Weltklasse-Zehnkämpfers aus Recklinghausen „eine Zwitterstellung haben”. Für Jugendliche ist die DM das Größte, die Junioren hingegen messen sich bei vielen Wettkämpfen auch schon mit Erwachsenen.

Was für die anstehenden 66. Titelkämpfe am 26./27. Juli in Recklinghausen den schönen Nebeneffekt mit sich bringt, dass womöglich auch Olympia-Starter antreten. Busemann: „Es kommt darauf an, wie die Vorbereitung aussieht und ob jemand die DM möglicherweise als Generalprobe für Peking nutzt.” Was die nationalen Titelkämpfe keineswegs abwertet.

Frank Busemann kann sich noch gut an frühere Deutsche Meisterschaften im Juniorenbereich erinnern. An 1995 etwa, als er in Ulm den Zehnkampf-Titel gewann und mit 7879 Punkten andeutete, dass er ein Kandidat für die Olympischen Spiele in Atlanta sein könnte. Der weitere Lauf der Leichtathletik-Geschichte ist hinlänglich bekannt. Busemann gewann Silber und war fortan in aller Munde. Die Junioren-DM als Sprungbrett?

Zumindest medial. Bis dato hatten seine Erfolge kaum mehr als ein lokales oder regionales Echo gefunden, auch wenn er ein Jahr zuvor Junioren-Weltmeister im Hürdensprint geworden war. Nach Ulm aber begann allmählich die „Busemania”. Dabei war die DM im „Ländle” keine reine Junioren-DM, vielmehr waren sie eingebettet in die „richtige” DM; die der Erwachsenen. Die begrenzte Zahl der Teilnehmer im Mehrkampf spricht für eine solche Zusammenlegung.

Aber Frank Busemann hat auch an echten Junioren-Meisterschaften teilgenommen. 1994 etwa im westfälischen Ahlen über 110 m Hürden, seiner damaligen Paradedizsiplin. „Da bin ich im Finale 13,90 gelaufen und habe Sven Göhler und Falk Balzer knapp in Schach gehalten”, erinnert sich der heute 33-Jährige an damals. Im Vor- und Zwischenlauf war er hinter den Erwartungen zurückgeblieben, musste gar um den Finaleinzug bangen und entschied sich nach einer Besprechung mit Vater und Trainer Franz Josef Busemann vor dem Endlauf für eine schlichte wie erfolgreiche Marschroute: Irgendwie durchkommen. Busemann: „Ich hatte damals schon einige Wettkämpfe hinter mir und war kurz vorher erst Junioren-Weltmeister geworden. Plötzlich schien es so, als könnte ich nicht mehr Hürdenlaufen, ich bin gelaufen wie ein nasser Sack. Im Finale habe ich dann alles gegeben, bei einer DM musst du einfach die Beine in die Hand nehmen.” Ein Motto wie geschaffen für die etwa 700 Athleten, die in gut einem Monat im Stadion Hohenhorst erwartet werden.