Leichtathletik: DM-Countdown

Ein echter Typ

Vest, 06.06.2008,  Andreas Rorowski
Recklinghausen. Noch 50 Tage bis zur Junioren-DM. Nicht zuletzt dank Günter Kefenbaum kommen die besten Junioren-Leichtathleten Deutschlands nach Recklinghausen. Ein Netzwerker, bei dem der Begriff Seilschaft nicht negativ besetzt ist

Es hat gedauert. Lange gedauert. Und als endlich klar war, dass Recklinghausen die Deutschen Junioren-Meisterschaften der Leichtathleten bekommen würde, durfte sich Günter Kefenbaum selbst auf die Schulter klopfen. Natürlich entschied sich der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) im Frühjahr 2007 auch für das Stadion Hohenhorst als Austragungsstätte, weil es dort optimale Bedingungen für eine Junioren-DM gibt. Nicht minder wichtig war aber die organisatorische Kompetenz vor Ort. Und die steht und fällt mit Günter Kefenbaum.
Exakt bis zum 26./27. Juli noch. So lange bleibt der mittlerweile 70-Jährige im operativen Geschäft, auch wenn er unlängst das Amt des Geschäftsführers mit dem des zweiten Vorsitzenden getauscht hat und damit quasi in die Rolle des Frühstücksdirektors schlüpfte. Im Rahmen der Junioren-DM wird er offiziell verabschiedet. Bis dahin hält er, unter dessen Regie 1990 die Deutschen Mannschafts-Meisterschaften mit Spitzenathleten wie Carlo Tränhardt oder Heike Henkel und ein Jahr später ein Länderkampf im Hohenhorst ausgetragen wurde, die Fäden weiter in der Hand. Bis ins Detail.
Dass die Hammerwerfer bei im Stadion antreten dürfen, und ihr Wurfgerät nicht draußen abseits von Zuschauer und Interesse kreist, haben sie dem Pensionär zu verdanken. Der nämlich sorgte im Vorfeld dafür, dass die durch die Hammerkugeln entstehenden Löchern im Rasen flugs vom örtlichen Gartenamt beseitigt werden. Damit ist die Disziplin hoffähig. Es sind die kleine Dinge, die in Summe Großes bewirken können.
Ein Credo, das die Umtriebigkeit des gleichermaßen strategisch denkenden und zupackend handelnden Funktionärs bestens beschreibt. Er, der im Bergbau die tiefe Bedeutung des Worts Mannschaft erfahren hat, war schon Netzwerker, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Seilschaft ist bei ihm nicht negativ besetzt, sondern berufsbedingt geradezu eine Notwendigkeit. Er hat unzählige Veranstaltungen organisiert: das nahmhafte Hohenhorst-Meeting von 1976 bis 96, diverse Sportfeste mit Breitensport- und Spitzensportcharakter; seit 1987 den Silvesterlauf, der nur einmal ausfallen musste, als 1991 Eisesglätte eine Austragung unmöglich machte. Und dass es den Lauftreff in Recklinghausen gibt, ist auch sein Verdienst. Viel Ehre ist ihm dafür zu Teil geworden. Zu Hause in der Schublade liegen die silberne und die goldene Ehrennadel des DLV, im April erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Der Mann hat viel für den Sport getan.
Was nicht immer reibungslos geschieht. "Das macht der Günter, aber den solltest du besser jetzt nicht ansprechen", ist ein Satz, der bei einem Sportfest mehr als einmal fällt, weil der Multifunktionär zwischen Stadiondurchsage, Einweisungen, Siegerehrungen und anderen Tätigkeiten hin- und herswitcht. Wenn ihm dann jemand in die Quere kommt . . . Konstellationen wie diese und sein westfälischer Dickkopf können die Luft zum Schneiden dick machen. Denn Standpunkte gehören bei einem wie ihm zum Leben dazu.
Dazu gehört folgender: Spitzensport ist schön und gut. Aber im Grunde genommen ist Günter Kefenbaum, dessen eigenes leichtathletisches Wirken dem ausdauernden Lauf gilt, was geradezu sinnbildlich für seine Arbeit als Funktionär ist, ein Verfechter des Breiten- und Hobbysports; einer körperlichen Betätigung, die um ihrer Selbstwillen Freude und Erfolg beschert. Er ist kein einfacher Typ. Aber er ist einer.